Conetti, Milli und Granny

Heute schreibe ich mal ein Plädoyer für alte Katzen. Wir haben bisher drei alte Katzen aus dem Tierheim geholt, damit sie dort nicht sterben. Alle drei waren sehr krank. Wie ist das, wenn man eine kranke Katze holt? Ist das nicht schlimm, wenn man weiß, dass die nicht mehr lange lebt? Könnte ich das? Das habe ich mich gefragt. Und dann Conetti geholt. Der erste von bisher dreien.

Conetti

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Conetti (rechts im Bild, schwarz-weiß) war ein alter Katzenmann. Als er bei uns ankam, wollten wir erst unsere vorhandenen Katzen langsam an ihn gewöhnen. Aber das klappte nicht, weil er ungern in seinem Zimmer bleiben wollte. Also einfach probieren: Tür auf, Kater raus, Hund begrüßt, Kater 1 (Murkel) begrüßt und von Anton angefaucht. Ging doch.
Conetti war rund 15 Jahre, klapperdürr, nierenkrank, bauchspeicheldrüsenkrank und hatte es am Herzen. Herjeh! Ich habe Foren gelesen, meinen Mann ausgefragt, Fachliteratur hinzugezogen und kenne mich mittlerweile mit niereninsuffizienten Katzen gut aus. Er hatte noch neun Monate bei uns. Mit einem neuen Zuhause ist er nochmal richtig aufgeblüht, ist über unsere Wiese gehüpft, hat auf meinem Kopfkissen geschlafen, ist mit uns in Urlaub gefahren und hatte Spaß am Leben.
Als es soweit war, waren seine Nierenwerte im Orbit und er kam schließlich hinten nicht mehr hoch. Wir haben ihn dann erlöst.
Das war sehr, sehr traurig. Mein Mann und ich haben einige Zeit gebraucht, um den liebenswerten Katzenmann nicht mehr zu betrauern. Nach einem Jahr war dann klar, dass Conettis Platz nun ein Hospizplatz sein würde. Wir würden immer mal wieder eine alte, kranke Katze holen. Das war dann als nächstes Milli.

Milli

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Milli habe ich im Tierheim Düsseldorf gefunden. Alt – natürlich. Krank: da hat sie ganz laut hier geschrien. Niere, Herz, blink und angeblich taub. Das Taubsein hatte sich jedoch mit dem ersten Tütenrascheln erledigt. Milli kam mit ihrer Blindheit gut zurecht. Zwar nicht so perfekt, wie es manche schreiben, aber sie konnte sich frei bei uns im Haus bewegen und ging sogar raus, wenn ich draußen war.
Die erste Begegnung war wie gewohnt: Odin wurde begrüßt, Murkel beschnupperte sie und Anton fauchte. Das stellte er auch während ihrer gesamten Anwesenheit nicht ab. Ich glaube, ihre riesigen Pupillen machten ihm einfach Angst, weil das in der Katzensprache ja eigentlich auf Aggression hindeutet.
Milli hatte leider nur drei Monate bei uns. Ihre Nierenerkrankung war zu weit fortgeschritten. Sie genoß aber noch das Schlafen in der Sonne, trank am liebsten aus unserem Teich und schlief selig auf meinem Arm. Sie verstarb, bevor wir sie erlösen konnten. Und man gewöhnt sich nicht daran, es ist immer wieder traurig.

Granny

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Unser Hospizplatz wurde dann mit einer ganz charmanten, alten Dame besetzt. Granny haben wir aus dem Tierheim Bonn geholt. Sie war nierenkrank, bauchspeicheldrüsenkrank und hatte, wie sich letztlich herausstellte, Tumore in der Leber.
Granny verstand sich als allererste mit allen unseren Jungs gut. Selbst Anton kam und begrüßte sie mit einmal beschnüffeln. Granny war vor allem eins: verschmust. Sobald man irgendwo saß, kam sie auf den Schoß. Es war auch egal, ob da schon jemand lag. Alt und dreist, aber einfach liebenswert. Granny hatten wir vier Monate. Sie stellte am Ende das Fressen ein und wir konnten sie mit allen verfügbaren Medikamenten und Zureden nicht davon überzeugen, wieder anzufangen. Wir haben sie erlöst, bevor sie vor unseren Augen verhungert ist. Granny ist in unserem Garten vergraben, eingekuschelt in ihre Lieblingsdecke.

Was bleibt zu sagen: Jede dieser Katzen/Kater war einmalig. Der Charme eines älteren Wesens muss man erlebt haben. Natürlich bringt das auch viele Sorgen mit sich und sicher auch einige Tierarztkosten (da kann man bestimmt auch was mit dem jeweiligen Tierheim verabreden, wenn man so eine Katze übernimmt). Zudem bedeutet es auch oft Mehraufwand, anderes Futter, mehr Katzentoiletten oder sonstwas, um die Befindlichkeiten der Senioren zu bedienen. Aber wenn dann ein Senior/Seniorin ermattet nach den Wirrungen und Anstrengungen des Tages auf meinem Bauch eingeschlafen ist, das Köpfchen abgelegt in der Hand und ich den kleinen Atem auf meiner Handfläche gespürt habe – dann war es das alles wert.