Bei uns in der Praxis bekommen wir viele Geschichten mit rund um unsere Patienten. Ein paar davon möchte ich Ihnen heute vorstellen. Dabei geht es heute nur um Kaninchen.
Eine unserer Kaninchenhalterinnen hat lange das Dasein der damals noch dem Nachbarn zugehörenden Kaninchen beobachtet. Bei Wind und Wetter standen diese in ihrem kleinen Verschlag draußen, ursprünglich angeschafft zur Unterhaltung, dann aber doch als langweilig beseite geschoben und vernachlässigt. Frau W., die Heldin dieser Geschichte, konnte sich das jedoch nicht lange ansehen. Der Regen schlug direkt in den Stall der beiden wunderschönen Knopfäuglein und sie saßen zusammengekauert bei Gewitter auf nassem Heu und Stroh. Frau W. holte die beiden daraufhin in ihre Wohnung und sprach mit der Nachbarin ein ernstes Wort. Diese gelobte Besserung, die jedoch – wie unerwartet – nicht eintrat. Beim nächsten Sturm passierte genau das gleiche, nämlich nichts. Frau W. überredete daraufhin die Nachbarin, sie auf die Kaninchen aufpassen zu lassen. So ging es eine Zeit. Als Frau W. jedoch auszog, nahm sie die Kaninchen einfach mit und diese gehören jetzt ihr. Die ehemalige Nachbarin hat nie mehr nach den Kaninchen gefragt, so dass man davon ausgehen kann, dass der Fall damit abgeschlossen ist. Hier hat sich also alles zum Besten gewendet und ich freue mich sehr, dass es couragierte Menschen gibt, die sich kümmern!
Ganz anders ein Fall, der mich unglaublich traurig gemacht hat. Während eines unserer Notdienste kommt eine Frau mit ihrem Kaninchen zu uns. Dem würde es nicht so gut gehen. Die Dame, schick, wie aus dem Ei gepellt, hochhackige Schuhe mit Goldrand und geschmackvoll geschminkt, alles in allem eine sehr gepflegte Erscheinung. Das Kaninchen, riesige eiternde Wunde im Gesicht, der gesamte Hintern getränkt von Urin und Kot, stank zum Himmel. Sie wollte eigentlich “der Natur ihren Lauf lassen”, aber ihre Familie habe sie gedrängt, zum Tierarzt zu gehen. Dieses Kaninchen konnten wir nur noch erlösen. Und zum ersten Mal habe ich nicht geweint, weil wir das Leben des Kaninchens beendet haben, sondern weil es bis dahin so elend leben musste. Das war mein traurigster Fall in der Praxis in 2016!
Umso schöner, um noch etwas richtig Gutes zu erzählen, war wieder das Engagement einer unserer Tierhalterinnen. Eine Familie hielt ein Kaninchen, als dies nicht mehr fraß und irgendwann wohl auf der Seite lag, haben sie es in einem Karton auf den Balkon gestellt in der Annahme, es sei tot. Unsere Kundin bekam das bei einem Besuch mit und merkte, dass sich in dem Karton aber noch etwas tat, das Tier scharrte noch. Unsere Kundin schnappte sich daraufhin das Kaninchen und kam umgehend zu uns. Ich habe noch nie ein Kaninchen gesehen, das so abgemagert war. Man konnte sämtliche Rippen abtasten. Bei uns konnten wir nichts feststellen, was auf etwas anderes als eine Unterernährung schließen ließ. Ein paar Tage, nachdem das Kaninchen umgezogen war, ging es ihm gut und es fraß gut und nahm wieder zu. Es wurde dann von unserer Kundin weiter vermittelt. Und auch hier muss ich sagen, wie schön, dass sich Menschen kümmern und nicht wegsehen!