Als Tierarztfrau bin ich per se Tier-vernarrt. Das hatte natürlich bereits in meiner Kindheit seinen Ursprung und lag vor allem daran, dass meine Eltern alle möglichen Tiere gehalten haben; unter anderem: Tauben. Und da ja doch viele Menschen besonders die Stadttauben als störend empfinden, möchte ich heute eine Lanze brechen für alle Tauben. Hier kommt eine Geschichte meiner Mutter.
Meine Mutter hat früher Tauben gehalten. Besonders stolz war sie auf eine kleine weiße Taube mit Federfüßen. Sie war eine gute Brüterin und einfach hübsch anzusehen. Als meine Mutter eines Morgens den Schlag geöffnet hat und ihre Schar abhob, sah sie, dass noch ein anderer Schwarm vorbei flog. Abends bemerkte sie dann, dass die kleine weiße Taube nicht da war. Sie konnte sich denken, dass diese vermutlich fälschlicherweise mit dem anderen Schwarm abhanden gekommen war. Aber was konnte sie da machen?
Am nächsten Tag kam der Schornsteinfeger. Sie kamen ins Gespräch und es stellte sich heraus, dass er ebenfalls Tauben hielt. Meine Mutter klagte ihm ihr Leid mit der verlorenen Taube. Er fragte nach, wie sie denn aussähe und verabschiedete sich.
Ein paar Tage gingen ins Land, bis es eines Morgens an der Tür klingelte. Da stand der Schornsteinfeger, in einem Karton die kleine weiße Taube. Es war sein Schwarm gewesen, der vorbei geflogen war. Meine Mutter hat sich sehr gefreut.
Als sie dann aber die kleine Taube in den Schlag brachte, passierte etwas sehr rührendes. Ihr Täuberich sah seine kleine Taube, stutzte, erkannte sie und freute sich, wie man es sich nicht vorstellen kann. Er tanzte um sie herum, balzte sie an, gurrte und man konnte ihm seine unbändige Freude ansehen. Das Pärchen war wieder vereint und verliebt bis über beide Taubenohren.
Ich fand die Geschichte richtig rührend. Und wenn ich Tauben nicht sowieso schon genauso viel wert fände wie alle anderen Lebewesen, dann wäre es spätestens ab dem Moment so, als ich diese Geschichte gehört habe. Vielleicht geht es Ihnen ja auch so.
Und wenn Sie eine verletzte Taube sehen, gehen Sie nicht daran vorbei. Packen Sie sie ein und bringen Sie sie zum Tierarzt.
In diesem Sinne
Ihre Tierarztfrau