Liebe Leserinnen und Leser,
zum Jahresabschluss habe ich lange überlegt, was ich schreibe. Gestern sagte eine Kundin zu mir, dass sie gerne mal einen Vormittag Mäuschen spielen würde. Daher kommt heute die Beschreibung eines typischen Vormittags in unserer Tierarztpraxis:
Im Moment haben wir zwei Behandlungsräume, aber – wie gestern – des Öfteren auch drei Tierärzte. Mein Mann operiert vormittags, benötigt daher nur kurz einen Raum. Dennoch ist das gelegentlich mit viel Organisation verbunden, damit die Räume optimal genutzt werden.
Gestern hatte mein Mann eine Zahnsanierung bei einer Katze. Diese hat nahezu alle Zähne gezogen bekommen, das war für den ganzen Vormittag eingeplant. Die Katze und der Halter waren um 8 Uhr bei uns. Mein Mann nimmt die Katze in Empfang, redet mit dem Tierhalter und klärt auf. Dann legt er einen Venenkatheter, die Katze wird schlafen gelegt und kommt zur Zahnsanierung.
Parallel dazu hat unsere Tierärztin Frau Hirtsiefer eine Katze behandelt mit Erbrechen. Da die Katze bereits einmal einen Fremdkörper verschluckt hatte, fertigte sie ein Röntgenbild an. Und siehe da: Auch diesmal wurde Frau Hirtsiefer auf dem Röntgenbild fündig. Eine Operation war unumgänglich. Für den Empfang bedeutet das, sich den Terminplan anzuschauen, zu telefonieren, Termine zu verschieben, um eine möglichst große Lücke zu erzeugen für die OP. Frau Hirtsiefer hat der Katze dann noch Blut abgenommen, ein Schnelltest zeigte eine Herzerkrankung, dementsprechend haben wir vor der OP noch einen Herz-Ultraschall gemacht. Zwei Termine hatte Frau Hirtsiefer trotzdem noch, eine Impfung bei einem Hund und einen Check-Up bei einer Katze. Dann konnte sie mit den OP-Vorbereitungen starten.
Während also Frau Hirtsiefer und mein Mann quasi OP-Vormittage hatten, hielt Frau Dr. Klaus ganz normale Sprechstunde ab. Ein paar Termine von Frau Hirtsiefer hat sie übernommen, damit besagte Lücke enstanden war. Sie hatte am Montagvormittag unter anderem einen Wellensittich zu Untersuchung, ein Huhn in der Nachkontrolle, eine telefonische Beratung bei einer Landschildkröte in Winterruhe, zwei Kaninchen zum Impfen, erneut Wellensittiche mit Durchfall und einen langen Termin, um bei einem Kaninchen den Tränen-Nasenkanal in Sedation, dh. in Narkose zu spülen und zum Röntgen. Sie hat Tupferproben entnommen, um sie ins Labor zu schicken.
Der Empfang hat in der Zwischenzeit telefoniert, Proben angenommen und für den Versand vorbereitet, Proben im hauseigenen Labor durchgeführt, alle anwesenden Kunden mit Medikamenten, Terminen und Informationen versorgt. Dann stand plötzlich eine Dame mit einem Katzenklo am Empfang. Sie hatte Spezial-Streu eingefüllt, mit dem man den Urin sammeln kann. Das sind Silikat-Kügelchen, die nicht saugen. Der Urin läuft durch – mit einer Pipette kann man dann den Urin aufsammeln. Das haben wir gemeinsam gemacht. Schließlich war ausreichend Urin für eine Urinuntersuchung zusammen, wir konnten die Nierenerkrankung ihrer Katze etwas genauer diagnostizieren. Sie ging, wir erstellten ein Sediment, checkten das spezifische Gewicht des Urins und werteten einen Tesstreifen aus. Die Werte trugen wir in die Kartei ein und hinterließen dem zuständigen Arzt eine Nachricht im System, damit im Laufe des Tages ein Rückruf erfolgen konnte. Schließlich war es 12 Uhr. Wir besprachen den Anrufbeantworter neu und gingen in die Mittagspause.
Ich selbst ging dann in die Igelstation und machte dort sauber: Bei allen Boxen die Unterlagen wechseln, frische Näpfe, frisches Futter, Igel wiegen, notieren, Medikamente verabreichen. Gegen 12.30 Uhr war ich auch so weit.
Die Ärzte im OP waren ebenfalls gegen halbs ein fertig. Die Vorbereitung und der OP-Saal blieben so, wie sie waren. Aufgräumt, gesäubert und desinfiziert würde alles noch – aber das war erst am Nachmittag und für heute hatte ich Ihnen einen Vormittag versprochen: Voilá!
Ihre noch-nicht-in-Weihnachtsstimmung-wegen-viel-Trubel Tierarztfrau