Die Highlights 2021

Liebe Leser:innen,

ich habe meine Kollegen gefragt, was Ihre Highlights 2021 in der Praxis waren. Und das fiel einigen spontan dabei ein:

Unsere TFA A. Jakobi fand den Kaiserschnitt beim Igel beeindruckend:

Im Juli kam Frau H. mit einem Igel zu uns. Sie leitet eine Igelstation hier in Bonn. Es stellte sich heraus, dass der Igel schwanger ist und das Baby im Mutterleib verstorben war. Eine Sepsis, das heißt, eine Blutvergiftung drohte. Wir haben uns daraufhin entschlossen, einen Kaiserschnitt durchzuführen. Da wir natürlich Erfahrung in Weichteiloperationen haben, war der Teil Routine. Spannend war jedoch die Narkose, denn einen Igel haben wir für eine OP bisher nicht schlafen gelegt und das Management ist dann ein ganz anderes, als wenn ich die kurz schlafen lege, um Wunden zu behandeln. Es ist aber alles gut gegangen und die Igeldame läuft seit dem Sommer wieder munter durch Bonn.

„Wir machen ja jede Menge Kastrationen. Aber bei einem Igel – das war beeindruckend. Vor allem war die Narkose ein Thema, da es dazu wenig bis gar nichts nachzulesen gibt. Aber wir haben es geschafft.“

Dr. Bindl hat noch gut seine OP beim geplatzten Kropf einer Taube im Kopf:
Die Taube kam durch die Taubenrettung zu uns. Sie hatte gefressen und war dann vermutlich mit gefüllten Kropf gegen eine Scheibe geflogen. Es sah schlimm aus, aber nur weil etwas schlimm aussieht, darf man nicht sofort aufgeben. Genau so hat Dr. Bindl auch gedacht und den Kropf genäht. Zwei Tage später konnte man der Taube fast beim Heilen zusehen. Jetzt fliegt sie wieder mit ihren Taubenfreunden in der Gegend rum.
„Es war absolut erstaunlich zu sehen, wie schnell das ganze heilte. An einem Tag war noch alles aufgeplatzt und sah danach aus, als würde es nie wieder was werden. Natürlich versuchen wir trotzdem immer alles, was in unserer Macht steht. Und es hat sich gelohnt. Ein paar Tage später war fast alles wieder gut.“

Dr. Klaus erinnerte sich spontan an das kleine Schildkrötenwunder:

„Das ist eine meiner schönsten Schildkrötengeschichten in diesem Jahr. Und eine der schlimmsten. Diese kleine Schildkröte lebt zusammen mit anderen Schildkröten in einem Freigehege, mit Frühbeet und Technik, bei einer sehr erfahrenen und passionierten Schildkrötenhalterin. Im Frühjahr passierte ein furchtbares Unglück. Bei Arbeiten im Gehege wurde diese kleine Kröte mit der Spitzhacke verletzt. Der Panzer wurde gespalten. Das Tier habe ich zu einem Spezialisten überwiesen, mit den Möglichkeiten einer stationären Aufnahme. Dort war die Kröte für 2 Wochen und die Nachsorge habe ich dann wieder übernommen. Die Schildkröte konnte anfangs die Hinterbeine nicht bewegen, setzte keinen Kot und keinen Urin ab. Die Panzerfraktur entzündete sich zum Glück nicht, aber ob und wie schlimm die Nerven verletzt wurden konnten wir nicht sagen. Aber wir machten weiter. Es war ein tolles Zusammenspiel zwischen Besitzerin und behandelnden Tierärzten – regelmäßige Infusionen, Physiotherapien, kloakale Manipulationen, Tupferproben wegen bakteriologischen Untersuchungen. Und dann? Fast 5 Monate später konnte die Panzerfraktur endgültig verklebt werden, die Schildkröte setzt selbstständig Kot,Urin und Harnsäure ab. Ein Bein kann sie wieder vollständig bewegen, das andere Bein zieht sie derzeit noch nach. Aber ich bin mir sicher, auch das wird dieser kleine Kämpfer hinkriegen.“

Unsere Auszubildende M. Schütze erinnert sich an ihr erstes Röntgen eines Wellensittichs:

Eine Besitzerin kam mit einem Wellensittich, der eines seiner Beine hochzog. Sie vermutete Probleme am Fuß. Es wurde jedoch nicht nur ein Röntgenbild des Fußes gemacht, sondern der ganze Vögel geröngt. Denn Frau Dr. Klaus vermutete zu Recht, dass das Problem nicht am Fuß lag. Es stellte sich heraus, dass der Vogel einen Tumor am Hoden hatte.
„Ich hatte noch nie einen Wellensittich geröngt und war erstaunt, dass wir alles röntgen wollten. Aber Frau Dr. Klaus wusste genau, was wir zu tun hatten und letztlich ging es wirklich nicht um den Fuß.“

Dr. Waldmann entschied sich schließlich für die Operation einer Pyometra, einer vereiterten Gebärmutter:

Kurz vor Weihnachten kam eine Hündin zu uns, der es nicht gut ging. Sie trank viel, hatte erhöhte Temperatur. Die Anamnese ergab schnell, dass sie kurz zuvor läufig gewesen war. Das Blutbild plus Ultraschall erhärtete den Anfangsverdacht: durch die Läufigkeit war es in diesem Fall zu einer Entzündung und Vereiterung der Gebärmutter gekommen. Eine Not-OP war notwendig und wir führten diese direkt durch. Der Hündin ging es man nächsten Tag direkt viel besser.
„Diese OP war eine runde Sache, das hat mir gut gefallen. Der Hündin ging es sehr schlecht und einen Tag später deutlich besser. So ein Erfolg macht Spaß.“

TÄ Hirtsiefer fiel spontan eine Katze mit einem Pleuraerguss ein:

Die Katze kam zu uns, weil es ihr sehr schlecht ging. Frau Hirtsiefer hörte die Katze ab und als Kardiologin bemerkte sie direkt, dass das Herz sich nicht richtig abhören ließ. Es wurde ein Röntgenbild gemacht, das bestätigte, dass die Katze einen Erguss in der Auskleidung des Thorax hatte. Frau Hirtsiefer hat so viel Flüssigkeit wie möglich abpunktiert. Es war jedoch klar, dass es eine Ursache dafür geben musste. Das Blutbild zeigte eine Schilddrüsenüberfunktion. Da diese unbehandelt war, war mittlerweile das Herz in Mitleidenschaft gezogen. Ohne weitere Hilfe wäre die Katze erstickt. Mit dem richtigen Schilddrüsenmedikemant, einer erneuten Punktion – diese war nötig, da das Medikament einen Wirkspiegel aufbauen muss – und einem zusätzlichen Herzmedikament lebt die Katze heute noch bei ihren Haltern.
„Die Katze war dem Tode näher als dem Leben, als sie zu uns kam und das alles nur wegen der Schilddrüse. Und mit den Medikamente und der Punktion konnten wir dafür sorgen, dass sie immer noch lebt. Der Kontrast war erstaunlich.“

Ich musste nicht lange überlegen:
Ich hatte ein paar Wochen ein Huhn. Und das kam so: Das Huhn wurde uns vorgestellt in einem sehr schlechten Allgemeinzustand. Die Halter wollten jedoch eigentlich weder behandeln noch das Huhn erlösen, nachdem sie über die Kosten aufgeklärt worden waren. Wir konnten uns schließlich darauf einigen, dass das Huhn von unserer Tierärztin übernommen wurde. Da jedoch nicht ganz klar war, welche Krankheit zugrunde lag, konnte sie es nicht direkt mit ihren Hühnern vergesellschaften. Ich bot ihr an, es für eine Übergangzeit in ein Igelgehege bei uns im Garten zu setzen. Jeden Abend trug ich Uda und ihre Schlafbox ins Haus, morgens kam sie wieder raus. Sie zog dann noch für eine kurze Zeit zu einer Hühnerschar, verstarb dann jedoch. So hatte sie aber immerhin noch eine schöne, letzte Zeit.


Das sind unsere Highlight. Es gibt natürlich noch soooo viel mehr Geschichten. Die erzähle ich Ihnen natürlich gerne weiter in diesem Blog. Bleiben Sie dran!

Ihre Tierarztfrau

Muri – Glühwein für Georgien

Muris Geschichte ist noch nicht vorbei. Noch ist sie ja in Georgien. Aber die Flüge sind gebucht. Am 3. Februar fliegen meine Freundin Simone und ich nach Tbilissi und kommen am 6. Februar mit Muri wieder zurück. Ab dann lebt Muri bei einer 6-köpfigen Familie in Gießen, die sie jetzt schon lieb haben und die genau die Richtigen sind für eine kleine, lebhafte Terrier-Dame.

Vor Weihnachten macht unsere Praxis jedes Jahr eine Spendenaktion in der Praxis. Das haben wir aufgrund Corona kurzerhand vor die Tür verlegt und zwar genau gesagt- vor die Garage. Wir haben Waffeln gebacken und Glühwein ausgeschenkt. Wer wollte, konnte etwas spenden. Und es sind tolle 865€ zusammen gekommen. Die Aktion hieß „Glühwein für Georgien“ (ja, es lebe die Alliteration).

Meine Freundin Simone kam mit zwei Ihrer Kinder, die richtig gut geholfen haben. Es wurden Waffeln an den Mann gebracht, Glühwein aufgefüllt und ich hatte ein wenig Zeit, um auch mal mit dem ein oder anderen Gast zu reden. Und alle hatten Fragen zu Georgien und Muri. Ich habe mich sehr über die Anteilnahme gefreut.

So groß ist Muri mittlerweile:

Und das tollste ist, dass Muri komplett sozialisiert wird: Sie kennt Katzen, Hunde, Kinder, das Leben im Haus, Auto fahren, ins Restaurant gehen – das ist wirklich sehr, sehr hilfreich, dass Sara ihr das alles zeigt und beibringt. Als wir unsere Elli bekommen haben, kannte sie als Straßenhund nicht alles. Aber wir hatten Odin und sie hat sich viel abgeschaut. Ich möchte nur verdeutlichen, dass es nicht selbstverständlich ist, dass ein ehemaliger Straßenhund so gut auf das Leben in einer Familie vorbereitet ist.

Ach ja, ich habe in Tbilissi wieder das gleiche Hotel gebucht, in dem wir schon mal mit Muri gewohnt haben und die mit mir geweint haben, als ich Muri an Sara überreicht habe. Ihre Nachricht an uns war: „Liebe Christiane, wie geht es Ihnen? Ich freue mich sehr, Sie und Mura wieder zu sehen. Ich hoffe, es geht Mura gut. Ich bin wirklich richtig froh, Sie zu sehen. Alle Ihre Wünsche werden alle erüllt!“ Und ich muss sagen, ich freue mich auch darauf, die netten Damen des Kisi-Hotels in Tbilissi wieder zu sehen und mich diesmal MIT Muri nach Deutschland zu verabschieden. Ein bißchen dauert es aber noch…

In diesem Sinne
Ihre wartende Tierarztfrau

Muri auf Reisen – es geht weiter

Es geht weiter mit der Geschicht um Mura, wir sind noch lange nicht fertig.

Es hat geklappt – die Sachen für Georgien wurden abgeholt. Das war sehr lustig. Vasil kommt aus der Ukraine und kam mit einem Lastwagen bei uns an. Allerdings spricht Vasil kein Wort Deutsch oder Englisch, dafür spreche ich drei Wörter Kroatisch. Also mit Händen, Füßen und Kroatischem Radebrech irgendwie klar kriegen, was mit muss und dass ich KEIN Verpackungsmaterial habe. Denn genau das habe ich vorher mehrfahr geklärt. Wie das so ist…Vasil hat auch keins. Musste auch so gehen.

Ging auch so:

Parallel zum Verladen musste ich am Empfang arbeiten, was zu lustigen Situationen führte. Vasil schleppte von drinnen Kartons raus, bis ich kurz hoch schaute und sah, wie er unsere Steuerunterlagen einpacken wollte. Ich konnte ihn gerade noch bremsen. Mein Mann meinte später nur, dass er das jetzt nicht sooo schlimm gefunden hätte.

Irgendwann war Vasil fertig mit Aufladen. Danach fuhr er die Ware nach Stuttgart und von dort weiter nach Georgien. Während ich schreibe ist alles irgendwo in Europa unterwegs. Unglaublich spannend. Ich hoffe, es kommt alles gut in Georgien an. Vor allem der OP-Tisch, das Herzstück der Ausstattung.

Und was macht Muri in der Zwischenzeit? Muri hat Giardien. Das ist ein parasitärer Einzeller, den es auch oft in Deutschland gibt, aber eben auch in Georgien. Es ist gut behandelbar und Muri geht es auch gar nicht schlecht. Sie hat nur ab und an Durchfall.
Sara, die Tierheimleiterin und Pflegemama von Muri, war aber so besorgt, dass sie tatsächlich auf alles getestet hat. Immerhin wissen wir jetzt, dass Muri keine Staupe, kein Parvo, keine Anaplasmen, keine Babesien, keine Borreliose und keine Erlichiose hat.

Dafür ist Muri der absolute Sonnenschein. Alle lieben es, mit ihr zu kuscheln und es dauert nicht lange, bis sie bei jemandem auf dem Schoß sitzt.


Und wir können es kaum erwarten, bis Muri endlich nach Deutschland reisen darf. Bis dahin möchte ich Sie noch auf unser kommendes Event hinweisen:

Ich freue mich auf Sie!

Ihre Tierarztfrau

Friedhof der Kuscheltiere

Liebe Leser,

eigentlich wollte ich mit der Muri-Geschichte weiter machen, aber am Wochenende hat mir ein Freund eine so skurile Geschichte erzählt, dass ich sie heute mit Ihnen teilen möchte.

Manfred (Name geändert) und seine Schwester hatten zwei Katzen. Beide Katzen waren Freigänger. An einem Nachmittag, als Manfred gerade an einem Moped rumschraubte, kam rufend sein Nachbar zu ihm. Die Katze war überfahren worden. Manfred und der Nachbar rannten auf die Straße, die Katze lebte noch. Manfred packte die Katze ein, der Nachbar fuhr ihn zum Tierarzt. Doch jede Hilfe kam zu spät – die Katze war auf der Fahrt verstorben.

Als Manfred wieder zuhause war, begrub er mit seinen Eltern die Katze im Garten. Die Schwester, der die Katze eigentlich gehörte, war noch nicht daheim. Als sie schließlich in die Werkstatt kam, um Manfred zu begrüßen, sagte er nichts über den Tod ihrer Katze, das wollte er lieber den Eltern überlassen. Er redete mit seiner Schwester über den Tag. Da kam plötzlich die Katze der Schwester um die Ecke. Manfred traute seinen Augen nicht. Er stand wortlos auf und ging in den Garten, um zu schauen, ob das Loch wirklich zugeschaufelt war. Nur zu gut stand ihm der Film „Friedhof der Kuscheltiere“ vor Augen. (zur Info für die, die den Film nicht kennen: Es ist eine Geschichte von Stephen King, in der unter anderem eine Katze auf heiligem Boden vergraben wird und dann – natürlich nicht zum Guten – wieder aufersteht) Das Loch war aber zu.

Sie hatten die falsche Katze begraben. In all dem Stress hatte er nicht darauf geachtet, ob es wirklich eine seiner Katzen war. Sie war auch schwarz weiß, aber mehr hatte er nicht in Erinnrung. Er hat nie herausgefunden, wem die Katze gehörte. Die beiden Familienkatzen sind sehr alt geworden und nicht überfahren worden.

Freitag berichte ich dann wieder von Muri.

Ihre Tierarztfrau

Muri auf Reisen, Teil 6

Heute erzähle ich Ihnen, welche medizinischen Geräte wir besorgt haben. Klingt langweilig und ich hatte gesagt, das sei es nicht, aber vielleicht ist es das doch. Aber es gehört zur Geschichte von Muri.

Als allererstes hatte ich auf Facebook in einer Tierärztegruppe nach einem Tisch gefragt. Daraufhin schrieb mich Frau Dr. Morlak aus Köln an und bot mir ihren alten Hubtisch an. Mein Mann und ich sind dann ein paar Wochen später hingefahren und haben ihn abgeholt. Gleichzeitig hat sie uns noch ein Mikroskop geschenkt. Jetzt war aber bei dem Fuß, der zu dem Tisch gehörte, Hydraulikflüssigeit ausgelaufen. Was tun? Wir haben ein wenig hin- und herüberlegt. Da fiel meinem Mann noch auf dem Rückweg von Köln nach Bonn ein, dass Landmaschinenreparateure sowas reparieren können. Ich schnappte mein Handy und rief bei Landmaschinen Heuser an. Wir sollten sofort kommen, er beschaute sich den Fuß, „Lassen se mir den mal da“. Machten wir und am nächsten Tag konnten wir ihn repariert abholen, der Fuß ist wie neu. Und das zu einem absolut vernünftigen Preis.
Das Mikroskop war auch nicht ganz okay, das haben wir dann aber gereinigt und die Lampe getauscht und alles geht wieder.

Dann hatte ich die Bonner nach Hundeboxen gefragt und gaaanz viele bekommen. Einige habe ich auch selbst abgeholt, da bin ich durch Bonn gedüst und sagen wir es mal so: Man kommt in Ecken, die man noch nie gesehen, sehr spannend.

Das habe ich dazu aufgenommen (man weiß ja nie, wozu man mal sich selbst braucht, die sich über Hundeboxen freut):

Dann fehlten noch eine Zentrifuge und ein Autoklav. Wieder habe ich die Tierärzte bemüht. Eine Zentrifuge konnte ich in Bad Breisig abholen, der Autoklav kam per Spedition aus dem Süden. Das Ultraschallgerät ist unser altes, da wir nächstes Jahr ein neues anschaffen und dann das jetzige das Ersatzgerät wird. Eine OP-Lampe kommt auch von uns.

Jetzt steht unsere Garage voll und mit etwas Glück geht alles nächsten Montag auf den Weg. Wir folgen dann Anfang Februar, holen Muri und schauen uns die neue Tierarztpraxis an.

Ich bin schon etwas aufgeregt, ob wir alles ordentlich gepackt bekommen, ob alles heil ankommt, ob alles vor Ort funktioniert. Aber ich bin auch sehr optimistisch und im Zweifelsfall gibt es vor Ort Menschen, die Dinge reparieren können. Ich hoffe, ich kann Ihnen das nächste Mal die fast fertigen Räume der Praxis in Tiflis zeigen und vielleicht ein aktuelles Video von Muri.

Und das Beste kommt zum Schluss: Am 10. und 17. Dezember gibt es bei uns vor der Praxis „Glühwein für Georgien“, das heißt, wir schenken Ihnen Waffeln und Glühwein und wenn Sie etwas spenden möchten, freuen wir uns. Ansonsten können Sie natürlich auch hier spenden per Paypal: georgien@tierarztfrau.de. Von 14 bis 18 Uhr werde ich an den beiden Freitagen vor der Garage einen Stand aufgebaut haben und freue mich über jeden, der mit mir plaudert und einen Glühwein trinkt. Nicht zu vergessen: die Waffeln. 🙂

Ihre Tierarztfrau

Muri auf Reisen, Teil 5

Was macht Muri im Moment in Georgien?

Die ersten zwei Wochen hat Muri im Badezimmer von Sara gewohnt. Sara ist die Leiterin des Tierheims. Da Muri nicht geimpft war, hätte sie sich im Tierheim mit allen möglichen, leider auch tödlichen Krankheiten anstecken können. Um das zu verhindern, hat sie sie von allen Hunden getrennt. Das war nicht so schön für die kleine Maus, aber auf jeden Fall besser als tot. Sobald Saras Tochter nach Hause kam, hat sie dann mit den Welpen gespielt.

Denn Sara hat nicht nur Muri betreut, sondern nimmt jedes kleine Wesen auf, das sonst nicht überleben würde. Da wird es mal voll. Zwischendurch durfte sie mit einem bereits geimpften Welpen spielen, damit sie nicht ganz verrückt wird. Der kleine Welpe mit den abgeschnittenen Ohren steht auch noch zur Adoption:

Nach zwei Wochen wurde Muri geimpft gegen Tollwut und geboostert gegen Staupe, Hepatitis und Parvovirose. Nach weiteren zwei Wochen durfte sie dann mit anderen Hunden spielen.

Mittlerweile ist sie mit Sara tagsüber im Tierheim und genießt dort das Zusammensein mit den anderen Hunden.

Das ist auch ganz gut so, denn durch die Langeweile, die sie hatte, hat sie Saras Tapeten ruiniert. Sara hat es aber mit Fassung getragen. Papier ist aber immer noch Muris Opfer, jede Form von Papier wird zerstört. Tja, da wird ihre neue Familie wohl die Klorollen und Hausaufgaben verstecken müssen – oder Muri gut erziehen, denn natürlich lässt sich dieses Verhalten auch umlenken. Muri ist nämlich ziemlich schlau und lernt schnell.

Jetzt warten wir auf die Blutabnahme und die Bestimmung des Tollwuttiters. Dann dauert es noch drei Monate und dann dürfen wir Muri abholen. Gleichzeitig werden wir Sara in die Geräte einweisen, die Mitte November per Container nach Georgien verschifft werden. Mittlerweile haben wir alles zusammen, gebraucht und alt, aber funktionstüchtig oder aufgearbeitet. Das war nur ein kurzer Bericht über Muri und ihr derzeitiges Leben. Das nächste Mal berichte ich, von wo und wie wir die medizinischen Geräte besorgt haben, das wird ein bißchen unterhaltsamer. (wobei: Welpen gehen immer, oder)

Ihre Tierarztfrau

Muri auf Reisen, Teil 4

Wer bis hierhin gelesen hat, weiß es ja schon: Wir sind wieder in Deutschland und Muri ist in Georgien. Um die Wartezeit zu verkürzen, habe ich direkt angefangen, für das Tierheim und die geplante Tierarztpraxis Sachspenden zu sammeln. Was wir bisher beisammen haben, sehen Sie hier:

Dazu gehört ein OP-Tisch, ein Mikroskop, diverse Boxen und Körbchen, ein Ultraschallgerät (steht noch nicht da) und noch einiges mehr.

Was wir noch benötigen sind ein Autoklav, ein Gerät zum Sterilisieren von chirurgischen Instrumenten und den Transport von Bonn nach Tiflis. Ein erstes Angebot einer Spedition liegt bei rund 1.500€.

Ich habe daher eine Spendenkampagne gestartet. Wer sich beteiligen möchte, kann das hier tun: https://www.betterplace.me/tierarztpraxis-fuer-georgische-strassenhunde oder auch per Paypal an georgien@tierarztfrau.de.

Der Bau der Räume ist bereits genehmigt und auch die Finanzierung ist gesichert. Das ist super, aber jetzt muss das ganze ja noch eingerichtet werden.

Warum ich das so gut finde? Wenn man durch Tiflis geht, sieht man viele Straßenhunde, sehr viele. Alle sind eigentlich ganz gut genährt, schlafen, suchen Futter, sind freundlich. Aber dann sieht man das Mädchen hier:

Wir haben dem armen Mädchen Futter gebracht. Sinnvoll wäre es gewesen, eine Bravecto unterzumischen, aber die gibt es in der Apotheke nicht und sie war zu scheu, dass wir sie einpacken und zum Tierarzt bringen konnten.

Was passiert also mit den kranken und verletzten Straßenhunden? Nichts. Und hier möchte das Tierheim mithelfen. Menschen, die sich für einen Straßenhund zuständig fühlen, würden den Gang zum Tierarzt oft wegen der Kosten scheuen. Aber wenn es kostenfrei wäre, würde sicherlich mehr Tieren geholfen. Daher finden wir die Tierarztpraxis im Tierheim so sinnvoll und setzen alles daran, diese wahr werden zu lassen.

Vielleicht mit Ihrer Unterstützung?

Wir würden uns freuen!

Ihre Tierarztfrau

Muri auf Reisen, Teil 3

Während unseres Aufenthalts in Tiflis haben wir mit Muri nochmal einen Tierarzt besucht und natürlich auch das Tierheim, mit dem wir Kontakt aufgenommen hatten.

Ein Tierarztbesuch in Georgien ist ganz anders als in Deutschland. Man kommt ohne Termin, meldet sich an und wartet dann vor der Tür. Die Behandlung findet in einem großen Raum statt, in dem mehrere Behandlungstische nebeneinander stehen. Privatsphäre gibt es dabei nicht. Aber das bedeutet nicht, dass die Tiermedizin deswegen schlechter ist. Und die Tierhalter, die mit ihren Tieren zum Tierarzt gehen, sind genau wie Sie und ich. Wenn man die ganzen unbeachteten Straßenhunde sieht, könnte man denken, dass Tiere allgemein nicht so hoch im Kurs stehen. Aber zumindest in der Hauptstadt scheint sich ganz langsam etwas zu tun. Wobei es hier auch am meisten Straßenhunde gibt. Doch gelegentlich sieht man einen Georgier mit einem Hund an der Leine spazieren gehen, meist leider ein Rassehund.

Ich habe mich schon länger gefragt, wie man am sinnvollsten mit dem Thema Straßenhunde umgeht. Für mich ist es keine Lösung, alle Hunde nach Deutschland zu holen (ja, Muri kommt auch, aber damit starten wir keinen Dauertransport von Georgien nach Deutschland). Daher finde ich den Ansatz der Dog Organization Georgia so gut, die vor allem auf Aufklärung setzen und Hunde in Georgien zu vermitteln versuchen.


Hier finden Sie ein paar Bilder des Tierheims:

Hier gibt es noch einen Imagefilm des Tierheims:

Sara trägt das schwarze Shirt und betreut im Moment unsere Muri. Wir stehen derzeit wegen vieler Organisationsdetails dauernd in Kontakt und sie ist unglaublich nett und liebt Tiere über alles.

Georgien ist weit weg und wir machen natürlich auch Tierschutz hier vor der Tür. Aber wenn Sie einmal die ganzen Straßenhunde und das Elend vor Ort gesehen haben, lässt Sie das nicht mehr los. Zumindest geht es mir so. Daher stecke ich im Moment viel Energie in die Hilfe vor Ort. Denn diesmal kann ich nicht nur Geld spenden, sondern auch sehr sinnvoll meine Zeit und mein Organisationstalent einsetzen. Hier braucht jemand Hilfe, der wirklich gute Arbeit macht.

Und einen Dialog zu dem Thema aus einem Taxi zwischen uns und dem Taxifahrer möchte ich Ihnen nicht vorenthalten:
Wir steigen ins Taxi auf dem Weg in die Tierarztpraxis. Nach der Begrüßung schaut der Fahrer nach hinten:
„Das ist ja ein kleiner Hund. Wie alt ist er?“
„Sie ist acht Wochen.“
„Ist das ihr Hund?“
„Wir haben sie auf der Straße gefunden und bringen Sie zum Tierarzt. Sie wird hier auf eine Pflegestelle gehen und im Januar kommt sie nach Deutschland.“
„Oh, das ist aber nett von Ihnen. Ja, die Straßenhunde in Georgien sind sehr viele.“
„Ja, das stimmt.“
„Gibt es in Deutschland Straßenhunde?“
„Nein, wir haben keine Straßenhunde. In unseren Tierheimen werden auch keine Tiere getötet. Und die Hälfte aller Menschen, die einen Hund oder eine Katze suchen, gehen zuerst ins Tierheim und schauen dort.“

Kurzes Schweigen, dann brach es aus ihm heraus:
„Es gibt keine Straßenhunde?“
„Nein.“
„Nicht einen einzigen?“
„Nein, wenn ein Hund ohne Herrchen rumläuft, wird er eingesammelt und ins Tierheim gebracht und dann kommt entweder das Herrchen oder der Hund wird neu vermittelt.“
„Keine Straßenhunde“, und er schüttelt den Kopf. „So weit ist Georgien nicht.“

Nein, jetzt ist Georgien noch nicht so weit, aber das kann sich ja ändern. Und wenn wir jemanden helfen können, auch nur einen kleinen Teil dieser Änderung zu bewirken: Warum nicht?

In diesem Sinne
Ihre Tierarztfrau

Muri auf Reisen, Teil 2

Nachdem wir Muri gefunden hatten, (siehe Muri, Teil 1) kontaktierten wir umgehend eins der Tierheime in Tiflis. Wir hatten geplant, sie dort abzugeben, damit sie einen Platz hat. Wir hatten noch 8 Tage Urlaub vor uns. Wir haben ein kleines Tierheim in Tiflis kontaktiert, das einen „no-kill-shelter“ betreibt, das bedeutet, es werden keine Hunde getötet, sondern ausschließlich vermittelt. Zum Tierheim erzähle ich im nächsten Teil mehr, aber wer sich schon mal informieren möchte: https://dog.org.ge/ .

Die Frau vor Ort informierte uns, dass Muri nicht direkt ins Tierheim könnte, da sie nicht geimpft sei. Die Chancen, dass die Kleine sich eine Krankheit holt, sind dann relativ hoch. Ob wir sie noch bis zum Abflug behalten könnten? Wir überlegten nicht lange und gingen erstmal weiteres Zubehör für Muri einkaufen. Wir klärten noch mit den Hotels ab, ob Muri erlaubt sei, wechselten eins deswegen und das war es dann. Muri würde mit uns reisen.

Wir fuhren von Borjomi nach Kazbegi, einmal längs durch Georgien:

Muri war nicht stubenrein, daher mussten wir gelegentlich anhalten und die Einlage wechseln, aber unser Fahrer hat das ganz geduldig mitgemacht.

Dann waren wir endlich in Stepanzminda. Und Muri war happy. Sie hatte ein warmes Körbchen, Spielzeug, gutes Futter und taute auf.

Aber noch lieber schlief sie hier:
Wir waren den ersten Tag ein paar Stunden wandern. Am zweiten Tag wollten wir eine Tagestour machen. Wir entschieden, dass der Weg durchs Truso-Tal prima für einen kleinen Hund im Rucksack zu bewältigen ist. Sie durfte zwischendurch mit uns flitzen, aber die meiste Zeit haben wir sie getragen:
Von Stepanzminda aus ging es dann weiter nach Tiflis. Die Hotelmitarbeiter freuten sich riesig über Muri und wollten sie gar nicht mehr hergeben. In der Zwischenzeit hatte jedoch unsere Freundin Simone signalisiert, dass die Familie einen Hund suchte und es musste Muri werden. Das war eine ganz neue Herausforderung, zu der komme ich aber später. Die Hotelmitarbeiter konnten Muri aber dementsprechend nicht behalten.

Wir gingen mit Muri im botanischen Garten spazieren, sie schlief im Körbchen, aber gelegentlich erwischten wir sie auch so:

In Tiflis selbst nahmen wir sie nicht mit, denn die Leiterin des Tierheims hatte uns gewarnt, dass die anderen Straßenhund zu viele Krankheiten für Muri übertragen könnten. Aber Muri war ganz zufrieden in ihrem Körbchen und mit unserer Action:

Hier noch ein Video von der kleinen Partybiene und beim nächsten Mal erzähle ich dann vom Tierheim in Tiflis.

Ihre Tierarztfrau

Muri auf Reisen, Teil 1

Wir waren bisher in einigen Ländern, in denen es Streuner gab. Wir waren also emotional vorbereitet, dachten wir. Aber dann sind wir nach Georgien gereist.

Die Situation vor Ort ist nicht schön Allein in der Hauptstadt leben 40.000 Streuner, die mehr oder weniger versorgt werden. Die Behörden versuchen, diese zu kastrieren und zu impfen, dann kommen sie wieder auf die Straße. Aber wenn einer verletzt ist oder krank wird, kümmert sich selten jemand.

Auf dem Land ist die Situation je nach Region unterschiedlich. In ländlichen Gegenden leben die Hunde als Hofhunde und gehören oft zu einer Familie. In ärmeren Städten leben die Hunde auf der Straße und kämpfen ums Überleben. Oft werden Hunde ausgesetzt. Jeder der Hunde ist begierig nach Futter, aber wenn man das gegeben hat, dann merkt man deutlich, dass auch Zuneigung fehlt. Alle schmiegen sich an einen ran und lassen sich ausgiebig kraulen. Dann einfach weiter zu gehen, ist herzzerreissend. Vor allem laufen die Hunde oft noch lange mit in der Hoffnung auf noch etwas Futter oder einfach Zugehörigkeit. Für mein Hundehalterherz war das extrem hart und ich habe manche Träne vergossen. Wir haben Futter verteilt und beschlossen, ein Tierheim vor Ort zu unterstützen.

Dann sind wir weiter durchs Land gereist. An einem Tag haben wir eine Tour gebucht von Bordschomi nach Vardzia. Vardzia ist eine Höhlenstadt aus dem 12. Jahrhundert. Auf dem Hinweg haben wir dann am Straßenrand einen Welpen gesehen. Allerdings haben wir erst gar nichts gemacht. Was sollten wir tun? Wir waren im Urlaub und die Situation schwierig. Aber mir ließ der Welpe keine Ruhe. Ich konnte den Hund nicht im Nirgendwo sitzen lassen. Wir haben hin und her diskutiert und schließlich beschlossen, sie einzusammeln. In Bordschomi gab es einen Tierarzt und danach würden wir den Welpen ins Tierheim bringen. Vielleicht nicht optimal, aber besser als an der Straße zu verhungern.

Hier haben wir Muri gefunden.

Auf dem Rückweg wusste unserer Führer noch, wo der Welpe sich befand, er hatte sie auch gesehen. Wir fanden die Stelle, ich hatte vorher Brot besorgt und wir gingen vorsichtig auf die Kleine zu. Sie lief nicht weg, aber schrie vor Angst, legte sich auf den Rücken und bepieselte sich.

Muri am Fundort

Wir boten ihr Brot an und wickelten sie dann in eine Handtuch ein. Die Kleine ergab sich in ihr Schicksal, was blieb ihr auch übrig. Wir nahmen sie mit und sie schlief direkt auf meinem Schoß ein.

Muri in Sicherheit

Wir besuchten dann den Tierarzt und Muri wurde entwurmt, sie bekam was gegen Flöhe und wurde insgesamt durchgecheckt. Das hat sie alles tapfer über sich ergehen lassen.

Muris erster Arztbesuch

Am Abend hat sie unser Führer mit zu sich genommen, denn unser Hotel erlaubte keine Hunde. Am nächsten Tag haben wir die weiteren Hotels kontaktiert und das Tierheim in Tiflis. Wir konnten Muri erstmal mitnehmen auf unserer weiteren Reise und darüber erzähle ich Ihnen dann im nächsten Teil.

Muri und Giorgi, unser Führer für die Tour nach Vardzia

Es bleibt spannend…

Ihre Tierarztfrau